Nardini-Verehrungskapelle im Kloster Mallersdorf
Reliquie des Seligen zentraler Punkt
Schnell war im Zusammenhang mit den Vorbereitungen und der Durchführung der Seligsprechung von Dr. Paul Josef Nardini die Frage aktuell, in welchem Rahmen der neue Selige im Mutterhaus verehrt werden sollte, wo könnte ein Raum geschaffen werden, der gleichermaßen sowohl für die Schwestern im Kloster als auch für Besucher von auswärts leicht zu finden und dafür geeignet ist. Die bekannte und beliebte Jahreskrippe neben der Klosterkirche im Eingangsbereich des Nardinihauses erwies sich nach kurzer Suche als ein geeigneter Standort, weil er zentral gelegen und sowohl für die Schwestern im Kloster als auch für auswärtige Besucher leicht zu finden und auch behindertengerecht zugängig geschaffen werden kann. Wie sollte nun die Verehrungskapelle gestaltet werden?
Bei allen Überlegungen war Konsens, dass es ein einfacher, schlichter Raum sein sollte, in dem die Reliquie des Seligen zentraler Punkt wird. Neben der Verehrung des Seligen sollte die Möglichkeit bestehen, die heilige Messe zu feiern und eucharistische Anbetung zu halten, deshalb wurden Altar und Tabernakel mit einbezogen. Die Kapelle sollte ein Ort werden, der zur Besinnung einlädt, der den Seligen den Besuchern mit seinem Anspruch nahe bringt und im Betrachten seines Lebens deutlich macht, dass es für Christus darauf ankommt, sich im Leben ganz vom Herrn führen zu lassen und von seinem Vorbild her ebenfalls vorbildhaft zu leben und Zeugnis zu geben. Für die Schwestern soll diese Kapelle darüber hinaus ein Ort sein, in dem sie dankbar dem Gründer der Gemeinschaft begegnen und den Auftrag der Gemeinschaft „Die Liebe Christi drängt uns“ im Blick auf die eigene Ordensnachfolge bedenken können.
Das Architekturbüro Lechner und Lechner übernahm die Umbaumaßnahmen, mit der künstlerischen Gestaltung wurde der Bildhauer Helmut Langhammer aus Pressath/Opf. beauftragt. Goldschmied Markus Engert aus Würzburg fertigte den Reliquienschrein und Sr. Dominica aus der Benediktinerinnenabtei St. Walburg in Eichstätt fasste die Reliquie.
Dr. Wilhelm Gegenfurtner
Künstlerische Gestaltung
Ein Raum zum Verweilen und Beten
Der Bildhauer Helmut Langhammer hat sich bei der Gestaltung des Verehrungsraumes vom harten, einfachen Leben Nardinis inspirieren lassen. Der raue Steinboden, angerostete Stahlplatten und Holzflächen vor den betonfarbenen Wänden vermitteln beim Betreten des Raumes ein Gefühl schlichter Kargheit. Alles ist auf die Mitte hin konzentriert. „In der Querachse öffnet sich eine Wand winkelförmig – ein spaltbreit geöffnetes Tor wird zur zentralen Lichtquelle des Andachtsraumes. In diesem offenen Lichttor steht der kostbare Reliquienschrein. „Ein Spannungsbogen mit den Stationen – Tabernakel – Altar – Reliquie – Licht – bildet die Kernaussage der Gestaltung“ (Langhammer).
Den Reliquienschrein hat Goldschmied Markus Engert aus Würzburg gefertigt. Der Schrein, ein lang gezogener Quader, vergoldet, die Oberfläche matt geschliffen; „die Öffnungen in der Hülle mit Bergkristallen verblendet. Der Bergkristall ist transparent, aber seine Einschlüsse wirken gleichsam wie ein ,Schleier´. Der Schliff und die dem Kristall eigene Doppelbrechung vergrößern und verfremden den sichtbaren Inhalt zugleich“, so beschreibt Engert selbst sein Kunstwerk.
Das Kostbarste im Schrein ist eine Reliquie des seligen Ordensgründers Paul Josef Nardini. Da sein Grab in der Hauskapelle des von ihm gegründeten Kinderheimes in Pirmasens in der Pfalz ruht, wollte die Ordensleitung in Mallersdorf eine Verehrungsstätte für den Seligen schaffen, in der eine Reliquie des Ordensgründers aufbewahrt wird.
Sr. Dominika Heid, Benediktinerin der Abtei Sankt Walburg in Eichstätt, wurde mit der Fassung der Reliquie (Oberschenkelknochen Nardinis) betraut. Sie hat die Reliquie zunächst zweimal in Seide eingenäht. Dann bettete sie die Reliquie auf ein stufenförmig angeordnetes Polster, wobei sie sich von dem Vers aus dem Stufengebet des römischen Messritus leiten ließ: „Hintreten will ich zum Altar Gottes …“ (Psalm 43). Damit weist sie hin auf den seligen Priester Paul Josef Nardini, für den die Feier des heiligen Messopfers der kostbarste Dienst war, den ein Mensch Gott darbringen konnte. Zugleich aber bezieht diese Gestaltung auch die Menschen mit ein, die diesen Ort der Verehrung aufsuchen. Im Brief an die Hebräer schreibt der hl. Paulus: „Ihr seid hinzugetreten zum Berg Zion, zur Stadt des lebendigen Gottes, zum himmlischen Jerusalem…“ (Hebr 12,22 f).
Die weißen und grauen Zuchtperlen zeigen hin auf das himmlische Jerusalem. Die Steine beziehen aber auch die Schöpfung mit ein in das Lob Gottes. Die Farben Orange und Grün (Carneol und Rhyolith) bezeichnen Auferstehung und Leben. Rotorange ist die Farbe des Ostersieges“, so deutet Sr. Dominica die Fassung der Reliquie.
Der Raum strahlt Ruhe, Frieden, eine gewisse „stille Imagination“ (Langhammer) aus und lädt zum Verweilen und Beten ein.
Sr. M. Radegund Bauer